Dienstag, 10. November 2009

Mauerfall

In einem Interview mit einer Fernsehjournalistin schilderte Hillary Clinton, wie sie den Mauerfall erlebt hat. Sie und ihr Mann seien wie gebannt vor dem Fernseher gesessen und hätten es kaum fassen können, dass sie Zeugen eines Ereignisses von solch historischer Bedeutung seien. Ähnlich ist es damals mir ergangen.
Das Beste, was mir in den verschiedenen Beiträgen zum 20. Jahrestag des Mauerfalls geboten wurde, war ein Gespräch mit Joachim Gauck im Radio. Der Mitbegründer des Neuen Forums erzählte aus seinem Leben in der DDR, von seinem Schlüsselerlebnis, das ihn politisiert hat, als sein Vater ohne Vorwarnung abgeholt und nach Sibirien deportiert wurde, lediglich aufgrund eines unbegründeten Verdachts und ohne rechtliches Verfahren.
Das sozialistische System erlebte er seither als menschenverachtend, die Freiheit als erstrebenswertestes Gut. Gauck gehört nicht zu den Nostalgikern, die sagen, man hätte das sozialistische System reformieren können. Deren Lamento gegen den Kapitalismus nimmt er nicht ernst, er nennt sie Milieulinke, die sich nicht die Mühe nehmen, genau hinzusehen, weil das nicht in ihr Konzept passe. Es sei doch klar, dass im Westen auch nicht alles zum Besten sei, trotzdem freue er sich täglich über die Freiheit.
Gorbatschow glaubte auch daran, der Kommunismus sei reformfähig. Einer der Kommentatoren sagte über ihn, er sei im Grunde genommen ein naiver Politiker gewesen. Zum Glück war er das. Gandhi war auch ein Naiver. Er hat an die Gewaltfreiheit geglaubt und damit die Geschichte verändert.
Die Welt lässt sich gewaltfrei zum Bessern verändern. Das ist für mich die wichtigste Botschaft des Mauerfalls.

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