Sonntag, 11. November 2012

More than Honey

„It sounds money“, kommentiert der amerikanische Imker genüsslich das Summen der Bienen. Treffender hätte er sein Verhältnis zu seiner industriell betriebenen Imkerei nicht beschreiben können. Dass dabei ganze Bienenvölker elendiglich zu Grunde gehen, dass ihr Immunsystem durch Stress, Viren und andere Krankheiten geschädigt wird, was irgendwann zum Aussterben der Bienen führen wird, wenn kein Umdenken passiert, das nimmt er bedauernd in Kauf. Schliesslich geht‘s um Geld.
Um Geld geht es auch dem Mandelzüchter, der seine Monoplantagen tagsüber mit Gift spritzen lässt, genau dann, wenn die Bienen von Blüte zu Blüte fliegen und für seine reiche Ernte sorgen. Würde er sein Gift nachts versprühen, wären die Bienen wenigstens nicht unterwegs, das Sterben wäre nicht so brutal und ein Teil der Bienen könnte gesund überleben. Zum Segen der Menschen. Aber so weit zu denken ist offenbar eine zu grosse intellektuelle Herausforderung. Wahrscheinlicher ist jedoch die Annahme, dass diesen beiden erfolgreichen Geschäftsherren die Welt egal ist, die sie hinterlassen werden. Hauptsache, sie verdienen gutes Geld. Jetzt. „We are capitalists“, sagt der Imker. Lachend.
Was passiert, wenn die Bienen von Pestiziden und Isektiziden ausgerottet sind, zeigt die Sequenz über eine Gegend in China. Die Blüten werden dort von Hand gesammelt, deren Pollen extrahiert, in Päckchen verpackt und an die Landwirtschaft verkauft, wo wiederum ganze Armeen von LandarbeiterInnen unterwegs sind mit ihren Pollenpäckchen, in die sie ein Stäbchen eintauchen um es in danach an jeder einzelnen Blüte der Baumkulturen abzustreifen. Denn ohne befruchtete Blüte keine Nahrung. Die Universität in Peking hat herausgefunden, dass die Bienen im Bestäuben effizienter sind als die Menschen. Man staune…
Es gibt auch Hoffnungsvolles. Vom (ebenfalls amerikanischen) Imker, der sich auf Killerbienen spezialisiert hat, über diese Tiere mit dem grössten Respekt spricht und sie entsprechend behandelt. Und der bewundernd akzeptiert, wenn eines seiner Bienenvölker eines Morgens davon gezogen ist und sich einen Ort gesucht hat, wo kein Mensch mehr hinkommt. Oder Rührendes. Vom Ätti aus dem Berner Oberland, der seine Landbienen gerne rassenrein halten möchte und einsehen muss, dass er seine heile Bergwelt nicht vom Eindringen „fremder Fötzel“ bewahren kann. Und der die schmerzliche Erfahrung machen muss, dass er auch seine rassenreinen Bienen nicht davor schützen kann, krank zu werden.
Man sagt, dass zuerst die Bienen und dann die Menschen sterben. Das kann man wörtlich nehmen oder als Aussage zum Zustand unserer Welt. Ein eindrücklicher Film, der sehr, sehr nachdenklich stimmt.

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